Werkstattphilosophie

Gedanken über meine Keramik

Foto von Sabine Wagner mit geschrühter Vase

Die Freude an Schönem setzt positive Kräfte frei. − In diesem Sinne habe ich mich den klassischen Gefäßen verschrieben, deren Gestaltung in erster Linie mein keramisches Streben gilt. Die Herstellung von Keramikschmuck aller Art bildet einen weiteren Schwerpunkt meiner Arbeit.

Eine Besinnung auf die Ästhetik des Einfachen ist mir wichtig; ich knüpfe daher primär an zeitlose Formen an. Harmonisch sollen sie sein, klar und prägnant. Vielgestaltig sind sie: Innen- und Außenschwünge, Kugeliges neben Geradem... Und doch bilden sie alle einen Formenkanon, tragen sie alle meine Handschrift. Dem genauen Betrachter wird meine Liebe zum Detail auffallen − die Gestaltung des Randes und des Fußes sowie die Stärke und der Neigungswinkel kleinster Kanten sind von ebenso eminenter Bedeutung für mich wie die großen Korpuslinien, da sie den Charakter eines Stückes entscheidend prägen.

Eine wirklich gute Form zu entwickeln ist eine Kunst. Dieser schöpferische Gestaltungsprozeß beginnt bei mir meistens mit der skizzierten Idee einer Form. Konkretes entwerfe ich am liebsten beim Drehen aus dem Bauch heraus, variiere dabei Details und arbeite später beim Abdrehen die letzten Feinheiten aus. Das ist für mich eine lebendigere Herangehensweise als große Skizzenreihen oder gar technische Zeichnungen, die ja immer zweidimensional sind und daher die räumliche Wirkung nie wiedergeben können. In dem Maße, wie sich mein Blick verfeinert, entwickeln sich die Formen meiner Gefäße weiter, kommen neue hinzu, werden alte "ungültig". Eine hohe Funktionalität ist mir dabei ebenso wichtig wie die bestmögliche handwerkliche Ausführung.

Foto von Sabine Wagner mit geschrühter Vase

Unterstrichen werden diese Formen durch einfarbige und dennoch lebendige Glasuren. Jede Art der Bemalung empfinde ich als Ablenkung, lediglich sparsame Ritzdekore finden gelegentlich Anwendung. Perspektivisch werde ich der zeitintensiven Eigenentwicklung von Glasuren hoffentlich mehr Platz einräumen können. Ich hoffe, mit der geplanten Anschaffung eines Gasofens bald das Farbspektrum um das der typischen Reduktionsglasuren erweitern und an die unzähligen Glasurexperimente meiner Aus- und Weiterbildungszeit anknüpfen zu können.

Die Arbeit an meiner Keramik ist für mich Selbstausdruck. Wenn meine Keramik auch Ihr Auge erfreut und Sie sich dazu eingeladen fühlen, sie zu nutzen, hat sie Ihr Ziel erreicht, fühle ich mich verstanden in meinem Schaffen.